Alte Drucktechniken haben mich schon immer interessiert, vor allem die Edeldruckverfahren. Ich war auf der Suche nach einem Verfahren, mit dem ich meine Fotos selbst auf Bütte ausarbeiten konnte. Deshalb experimentierte ich eine Zeit lang mit der Cyanotypie, dem Blaudruck.

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Während einer inspirierenden Reise nach Venedig, wo ich das Atelier eines Fotografen besuchte, der mittels eines selbst entwickelten Verfahrens seine Fotos mit einer kleinen Druckpresse auf Bütte druckte, begab ich mich auf die Suche nach einer alten Druckpresse.

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Im Frühjahr 2021 stieß ich auf eine Anzeige über den Verkauf einer gesamten Lithographiedruckwerkstatt. Nach der Besichtigung war mir schnell klar, dass dies eine einmalige Gelegenheit war, eine gesamte Druckwerkstatt auf einen Schlag zu erwerben. Das Herzstück der Werkstatt war eine wunderschöne Karl Krause Leipzig Reiberpresse aus der Zeit um 1890. Der Mann, dem ich seine reichlich ausgestattete Druckwerkstatt abkaufte, war Theodor Martini.

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Es stellte sich sehr schnell heraus, dass wir die gleiche Begeisterung für Edeldruckverfahren teilen. Es entstand die Idee, uns gemeinsam mit einer dieser alten Drucktechniken eingehender zu befassen; unsere Wahl fiel auf den Lichtdruck, da diese Drucktechnik als eine der wenigen Techniken echte Halbtöne erzeugen kann und ohne Raster auskommt.

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Seit Ende 2021 beschäftigen wir uns intensiv mit dem Lichtdruck im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Lichtdruck-Wien. Da es auf der ganzen Welt nur mehr eine Handvoll Menschen gibt, die diese Technik beherrschen, war es schwierig, an genügend profunde Informationen zu kommen. Deshalb haben wir Bücher aus der Zeit, in der der Lichtdruck gängige Praxis war, studiert. Aus diesen Büchern stammen auch die Beschreibungen für die erforderlichen Gerätschaften, die Theo Martini in der Folge für uns selbst gebaut hat.

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Ziel war uns immer, meine Fotos in der alten Technik des Lichtdrucks zu vervielfältigen. Da ich mit einer Digitalkamera arbeite, kann ich meine Fotos am Computer bearbeiten und Negative herstellen, die ich auf Folie drucke. Diese digitalen Negative können wie analoge Negative verwendet werden und im Lichtdruckverfahren auf eine beschichtete Glasplatte aufbelichtet werden, die dann als Druckstock dient.

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Auf diese Weise kann die analoge Technik des Lichtdrucks mit der digitalen Technologie verknüpft werden. Es entsteht etwas Eigenständiges, Neues. 

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Für mich hebt die Ausarbeitung meiner Fotos mittels Lichtdruck ihre künstlerische Qualität und Wertigkeit, weil sich hier traditionelles Handwerk und Kunst vereinen.

Christine Binder-Ruff